Obwohl 1909 ein Jahr war, in dem das Kino noch in seinen Kinderschuhen stand, waren Filmemacher bereits eifrig damit beschäftigt, komplexe Geschichten auf die Leinwand zu bringen. Eines der interessantesten Beispiele dieser Zeit ist “The Count of Monte Cristo”, eine Adaption des berühmten Romans von Alexandre Dumas.
Dieser Film, produziert von der Edison Manufacturing Company, zeichnet sich durch seine ambitionierte Inszenierung und die Leistung des Hauptdarstellers, Mr. Quincy Adams (ja, so hieß er wirklich!), aus. Adams verkörperte den unglückseligen Edmond Dantès mit einer Intensität und einem Pathos, das selbst heutige Schauspieler beeindrucken würde.
Die Geschichte ist bekannt: Edmond Dantès, ein junger Offizier, wird aus Neid von seinen ehemaligen Freunden fälschlicherweise des Verrats beschuldigt und ins Gefängnis auf der Insel Monte Cristo gesperrt. Nach vierzehn Jahren Gefangenschaft gelingt ihm die Flucht, und er schwört Rache an denen, die ihn ins Verderben gestürzt haben. Er verwandelt sich in den rätselhaften Grafen von Monte Cristo, nutzt sein neu gewonnenes Vermögen und seine Intelligenz, um seinen Feinden Stück für Stück ihr Glück zu rauben.
Obwohl die technischen Möglichkeiten des frühen Kinos begrenzt waren, gelang es dem Regisseur, Lucien Nonguet, die düstere Atmosphäre des Romans einzufangen. Die Szenen im Gefängnis sind besonders eindrücklich: Dunkelheit, enge Gänge und die verzweifelten Gesichter der Insassen lassen den Zuschauer das Leid Dantès spüren.
Ein interessantes Detail ist die Besetzung von “The Count of Monte Cristo”. Neben Quincy Adams spielten nur noch Amateure mit. Die Darstellerinnen wurden oft aus dem Theater rekrutiert, und einige hatten zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden.
Die Handlung des Films hält sich relativ nah an der Vorlage, obwohl natürlich Kürzungen und Anpassungen vorgenommen werden mussten, um die Geschichte in ein akzeptables Format für die damalige Filmindustrie zu bringen.
Der Film wurde auf 35mm-Film aufgenommen, was für die damalige Zeit ein relativ hochwertiges Format war. Die Bilder waren schwarzweiß, scharf und zeigten eine erstaunliche Detailtreue. Allerdings gab es natürlich keine Tonaufnahmen. Der Film wurde daher mit Live-Musik oder einem Erzähler unterlegt, der den Dialog vortrug.
“The Count of Monte Cristo” war ein großer Erfolg in den USA und wurde international vertrieben. Er gilt als einer der ersten Filme, die eine komplexe literarische Vorlage auf die Leinwand brachten und den Weg für spätere Filmfassungen ebneten.
Darsteller | Rolle |
---|---|
Quincy Adams | Edmond Dantès / Graf von Monte Cristo |
- | Fernand Mondego |
- | Abbé Faria |
Es ist wichtig zu beachten, dass “The Count of Monte Cristo” (1909) ein Produkt seiner Zeit ist. Die visuellen Effekte sind heute natürlich primitiv, und die Schauspielkunst wirkt vielleicht etwas theatralisch. Dennoch ist der Film eine faszinierende Zeitkapsel, die einen Einblick in die Anfänge des Kinos bietet.
Für alle Filmfans, die sich für die Geschichte des Mediums interessieren, ist “The Count of Monte Cristo” (1909) ein sehenswertes Erlebnis. Und wer weiß, vielleicht inspiriert Sie Quincy Adams’ leidenschaftliche Darstellung dazu, selbst mal vor der Kamera zu stehen!